Prof. des Jahres (vergeblich?) gesucht

Preise und Preisverleihungen sind etwas wunderbares. Glanz und Glamour, rote Teppiche, Freudentränen und schöne Kleider. Gerade habe ich erfahren, dass nun bereits zum achten Mal der „Professor des Jahres“ gewählt wird. Studenten (Studierende?), Absolventen, Arbeitgeber und Professoren-Kollegen können auf der Seite http://www.professordesjahres.de/ ihren Favoriten nominieren.

Nun, was soll eine Professorin/einen Professor des Jahres auszeichnen? Dazu schreiben die Organisatoren von Unicum:
„Der Wettbewerb zeichnet Professorinnen und Professoren aus, deren Verständnis von Lehre über die bloße Wissensvermittlung weit hinausgeht. Beste Chancen auf den Titel hat, wer seine Studenten vor allem durch die Aktivierung ihrer Eigenverantwortung optimal auf den Berufseinstieg vorbereitet, praxisnahes Studieren organisiert  und jobrelevante Fertigkeiten trainieren hilft, zum Beispiel Teamarbeit oder auch Verhandlungs- und Präsentationsgeschick. Eine Rolle spielt auch, ob die nominierten Kandidaten Praktika, Abschlussarbeiten oder gar Anstellungen vermitteln.“

Und warum das Ganze? Na, weil die Mehrzahl der Absolventen heutzutage nicht mehr in der Wissenschaft bleiben möchte, sondern irgendwie in der freien Wirtschaft unterkommen möchte/muss. Dass hier die teilweise sehr unattraktiven Arbeitsbedingungen für Wissenschaftler mit immer nur kurzen befristeten Verträgen dazu beitragen könnten, lassen wir mal außen vor. Dazu könnten zwar die unterstützenden Ministerien, das Bundesministerium für Bildung und Forschung und das Bundesministerium für Wirtschaft und Technik ihren Beitrag leisten, aber Ministerin Wanka betont lieber, dass sie den Wettbewerb für bestens geeignet hält, „breite Aufmerksamkeit auf die große Bedeutung guter Hochschullehre zu lenken“.

Ich persönlich wundere mich allerdings, dass ein Professor, der eigentlich nur seinen Job macht, besonders ausgezeichnet werden soll! Ist es denn zu viel verlangt, dass in einem Studium auf den Berufseinstieg vorbereitet werden soll? Dass ein Studium praxisnah sein und jobrelevante Fähigkeiten vermitteln soll (z.B. Teamarbeit (!) und Präsentationsgeschick)? Sollte das nicht eine Kernaufgabe eines Professors/einer Professorin sein? Der Standard sollte doch ein anderer sein: alle hier aufgeführten „über das Normale“ hinaus gehenden Qualifikationen und Aktivitäten sollten doch ganz selbstverständlich sein!

Schade, dass wir einen solchen Preis brauchen.

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