Eine Schwangerschaft ist schon etwas Besonderes. Und eine Geburt erst recht! Ein Glück für alle, die anschließend ein gesundes, properes Baby in die Arme schließen können. Vielen Eltern bleibt das leider verwehrt. Allein etwa 5000 bis 6000 Kinder kommen in Deutschland jedes Jahr mit einem angeborenen Herzfehler zur Welt. Für die Eltern beginnt statt wundersamen Bestaunen des kleinen Wesens ein Marathon an Untersuchungen, Ängsten, Unwägbarkeiten.
Viele Kinder werden schon im ersten Lebensjahr operiert, manche bekommen sofort eine neue Herzklappe, andere erst später. Bis ins Erwachsenenalter folgen zahlreiche weitere Operationen – mit jeder steigt das Risiko für Komplikationen. Nun werden in einer großen europäischen Studie neuartige biologische Herzklappen getestet, die vom Körper nicht mehr als fremd erkannt werden und daher auch nicht mehr ausgetauscht werden müssen. Prof. Dr. Axel Haverich von der Medizinischen Hochschule Hannover hat zusammen mit seinem Team die Klappen „entwickelt“. Es handelt sich um menschliche Spenderklappen, die so behandelt werden, dass alle Reste von Zellen und DNA des Spenders rückstandslos entfernt werden, (dezellularisierte Homografts). Gleichzeitig werden aber die mechanischen Eigenschaften und die Stabilität der Herzklappe erhalten.
Einmal eingesetzt, wird die Herzklappe von eigenen Zellen besiedelt und kann auf diese Weise auch mitwachsen. Das bringt natürlich besonders Kindern Vorteile, die nicht nach wenigen Jahren eine größere Klappe benötigen. Die Studie wird durch die europäische Kommission gefördert. Teilnehmen können Kinder, Jugendliche und Erwachsene, für die nach den üblichen Kriterien eine neue Herzklappe notwendig ist.
Organspende: jetzt erst recht!
Das größte Problem dieser Herzklappen ist, dass es zu wenige gibt. Schließlich müssen die Klappen auch im Rahmen einer Organspende oder Gewebespende gewonnen werden. Nach den Skandalen der letzten Wochen wird das vermutlich leider noch schwerer. Dabei sollte die Einstellung der Bevölkerung zur Organspende meines Erachtens eine andere sein: ich spende Organe, weil andere Menschen sie nach meinem Tod dringender brauchen als ich. Wer sie am dringendsten braucht und wer das Organ bekommt, kann mir dann egal sein. Natürlich verurteile ich die Mauscheleien, die nun öffentlich geworden sind, aber sollen denn für die Profitgier und ethischen Verfehlungen einiger Ärzte schwer kranke Menschen büßen, deren einzige Chance zu leben meine Niere, meine Leber, mein Herz ist? Ich denke nicht!
Ein Artikel über die biologischen Herzklappen und die Studie ist im Septemberheft der Zeitschrift „Baby & Familie“ zu lesen, die es umsonst in der Apotheke gibt.