Tag zwei der Hyposensibilisierungsprozedur. Vier Gift-Spritzen habe ich heute bekommen, alle 1,5 Stunden eine – insgesamt 3,4µg. Zur Erinnerung: ein Bienenstich enthält etwa 100µg. Auch heute verlief alles glatt. Nur von der letzten Spritze spüre ich ein ganz leichtes Brennen, vernachlässigbar gering zwar, aber immerhin. Nun sitze ich in meinem Krankenbett, höre „One day“ von Wankelmut und beneide meine Zimmernachbarin. Sie macht „Hypo Wespe“, so der Slang hier, und darf morgen nach Hause. Allerdings war sie vor drei Wochen schon einmal hier. Am vierten Tag hat sie die Dosis nicht vertragen, ihr wurde leicht übel und schwindlig und sie musste für diesen Tag mit den Injektionen aussetzen. Und weil sie nicht über das ganze Wochenende bleiben wollte hat sie die restlichen Dosen auf einen späteren Zeitpunkt, nämlich jetzt, verschoben. Angeblich passiert es bei drei bis fünf Prozent der Behandlungen, dass überhaupt jemand stärker reagiert. Damit meint man also Übelkeit, Schwindel, Kreislaufbeschwerden, nicht nur dicke, juckende Arme. Ich hoffe, dass ich die Behandlung in einem Rutsch durchziehen kann. Außerdem strebe ich an, die Enddosierung aufzustocken: Imker, Polizisten, Feuerwehrleute und Bäckereiverkäufer bekommen als Zieldosis nicht 100µg (also einen Bienenstich), sondern 200µg. Sicher ist sicher. Da ich mir doch ernsthaft in den Kopf gesetzt habe, mit dem Imkerns zu beginnen, kann es nicht schaden, gleich auf Nummer sicher zu gehen und auch für mehr als einen Stich gewappnet zu sein.
Woher das Bienengift für die Injektionen kommt, muss ich noch herausfinden. Bienen können „geerntet“ werden. Dazu müssen sie, um in den Bienenstock zu gelangen, zwischen zwei Drähten mit unterschiedlicher Potentialdifferenz durchkriechen und bekommen dabei einen Stromstoß. Unwillkürlich geben sie dabei ihr Gift ab, das auf einer Folie oder Glasplatte gesammelt wird. Ob das aber noch die aktuelle Methode ist, werde ich morgen erfragen.